11ter September 2012
Gisèle d’Ailly van Waterschoot van der Gracht wird 100!
Am Dienstag den 11ten September2012 feiert die Künstlerin Gisèle d’Ailly van Waterschoot van der Gracht ihren hundertsten Geburtstag. Noch im letzten Jahr (29 jan. 2011) wurde sie im Abendjournal des niederländischen Fernsehens als “Phänomen” porträtiert. Ihr reiches Leben ist ein Spiegel des Jahrhunderts.
Gisèle wurde 1912 in Den Haag als jüngste Tochter eines bekannten Niederländischen Geologen und der österreichischen Baronesse Josephine Hammer-Purgstall geboren. Sie wuchs in den Vereinigten Staaten auf, als Spielkameradin von Kindern der Ponka Indianer und Internatsschülerin an der East Coast. Später zog die Familie nach Österreich auf das Familienschloss Hainfeld der Hammer-Purgstalls in der Steiermark. Mit achtzehn Jahren brach sie auf, die Kunstwelt von Paris zu erkunden. Mitte der 30er Jahre, durch den Börsenkrach gezwungen, kam sie zurück in die Niederlande, wo sie vom bis heute berühmten Joep Nicolas in der Glasmalerei ausgebildet wurde. Ihre Familie liess sich im nord-holländischen Künstlerdorf Bergen nieder. Gisèle bezog im Januar 1941 als nun selbständige Künstlerin eine Wohnung an der Herengracht 401 in Amsterdam. Nach dem Krieg gelang es ihr, das gesamte Gebäude zu erwerben, wo sie bis heute wohnt.
Während der Besatzungsjahre richtete sie ihre Wohnung als Versteck für jüdische Jugendliche und den deutschen Dichter und Radiojournalisten Wolfgang Frommel ein. Der Freundeskreis, der sich während dieser Zeit und in diesem Versteck bildete blieb auch nach dem Krieg in enger Verbindung und wurde unter dem Namen Castrum Peregrini bekannt, bis heute eine Kulturstiftung, deren Schirmherrin Gisèle ist. Ihr weitverzweigtes Netz von Freunden reicht um die ganze Welt und umfasst illustre Personen wie Adriaan Roland Holst, Aldous Huxley, Marguerite Yourcenar und Max Beckmann. 1959 heiratete sie Arnold J. d’Ailly, legendärer Nachkriegsbürgermeister von Amsterdam. 1992 erhielt sie das Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland, 1997 die Yad Vashem Auszeichnung „Righteous Amoung the Nations“ vom Staat Israel. Zuletzt erhielt sie im Jahr 2011 den königlichen Ritterorden von Oranje-Nassau für ihre Rolle als Mäzenatin der Stiftung Castrum Peregrini.
Als Künstlerin erlangte sie Bekanntheit mit ihren bleiverglasten Fenstern, z.B. in der berühmten Beginenhofkirche in Amsterdam, und mit ihren Gobelins und Möbelentwürfen, wie jene des legendären Amerikaliners SS Rotterdam. Ihr bildnerisches Werk war in nationalen und internationalen Ausstellungen zu sehen und ist in privaten wie offiziellen Sammlungen vertreten.
Als Gründerin und Schirmherrin der Kulturstiftung Castrum Peregrini war sie zusammen mit Arnold d’Ailly eine wichtige Mäzenatin für Amsterdam. Durch ihr lebenslanges Wirken hat sie auch für sich selbst eine Umgebung geschaffen, in der sie bis auf den heutigen Tag Inspiration und Stütze sein kann.
Ihrer fragilen Gesundheit wegen wird das Programm zu ihrem Geburtstag kurz, aber festlich sein:
- Am Dienstag den 11. September 2012, 18 Uhr findet ein festlicher Empfang in Anwesenheit von Bürgermeister Eberhard van der Laan statt. Zu diesem Anlass wird auch das erste Exemplar des Büchleins ‘Gisèle en haar Bergense connecties’ von Maria Smook-Krikke präsentiert. Der Empfang findet statt im Projekt- und Ausstellungraum von Castrum Peregrini, Herengracht 401 in Amsterdam.
. - Am Samstag den 15. September 2012 eröffnet das Museum Kranenburgh in Bergen NH eine intime Ausstellung mit Exponaten aus dem Besitz von Gisèle und der Stiftung Castrum Peregrini. Cees van Ede wird seinen Dokumentarfilm ‘Het Steentje van Gisèle’, die Autorin Susan Smit wird ein Kapitel über Gisèle aus ihrem neuen Roman vorlesen.
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Castrum Peregrini ist ein kulturelles Podium für aktuelle gesellschaftliche Themen in historischer Perspektive. Die Kernwerte der Stiftung – Freiheit, Freundschaft und Kultur- stehen in einem wechselseitigen Abhängigkeitsverhältnis und müssen von jeder Generation stets aufs neue definiert werden. Castrum Peregrini setzt dafür sein reiches historisches Erbe ein. Mit Ausstellungen, Lesungen, Debatten, mit Theater, Publikationen und europäischen Forschungsprojekten wird so die Bedeutung von Erinnerungskultur und kulturellem Erbe ins gesellschaftliche Bewusstsein gebracht .
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